„Bundeswehr steht vor großen Herausforderungen“
„Zielbild Heer: Welche Strukturen brauchen wir?“ So lautete der Titel des vergangenen Mühlenkreisgespräches, einer Veranstaltungsreihe der Konrad-Adenauer-Stiftung. Mit dem Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, war es auf Vermittlung des CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Oliver Vogt wieder einmal gelungen, einen hochkarätigen Referenten in den Mühlenkreis zu holen. Der Leiter des Regionalbüros Westfalen der Konrad-Adenauer-Stiftung, Dr. Andreas Schulze, eröffnete die Veranstaltung und übergab dann das Wort an den heimischen Bundestagsabgeordneten Dr. Oliver Vogt.
Dieses Mal ging es um die Einordnung sicherheitspolitischer Aspekte aus Sicht des obersten Soldaten des Heeres. Und General Mais gelang es, die zahlreichen Besucher im sehr gut gefüllten Ständersaal des Preußenmuseums stark in seinen Bann zu ziehen. „Die Bundeswehr hat noch nie vor so großen Herausforderungen gestanden“, so der General. Bereits zuvor hatte Oliver Vogt in seiner thematischen Einführung die aktuelle Sicherheitslage skizziert und die Frage aufgeworfen, was die Häufung militärischer Auseinandersetzungen für die deutsche Sicherheitspolitik bedeutet. „Wir werden deutlich mehr als in der Vergangenheit für unsere Sicherheit und unsere Verteidigungsbereitschaft aufwenden müssen“, lautete die Antwort und Forderung des heimischen Bundestagsabgeordneten. Im Vortrag des Heeresinspekteurs analysierte dieser dann die gegenwärtige Lage. Dabei ging sein Blick nicht nur in die Ukraine oder nach Israel, auch in Mali oder im Irak könne jeden Tag eine nicht vorhersehbare Situation entstehen. „Wir haben es mit Gegnern zu tun, die technologisch so weit sind wie wir“, so Mais. Er stellte aber auch klar, das Deutschland nicht allein dastehen würde und lobt die hervorragende Zusammenarbeit mit den Verbündeten. Am Beispiel „Aufstellung einer Heeresbrigade für Litauen“ erläuterte er, wie komplex die Herausforderungen sind, diesen Auftrag erfolgreich zu erfüllen. Denn neben den Soldatinnen und Soldaten des Heeres werden auch Logistikkräfte, IT-Spezialisten, Sanitätspersonal, usw. benötigt. Und die Besonderheit dabei ist, dass diese Kampfbrigade zur Verstärkung der NATO-Ostflanke dauerhaft in Litauen stationiert wird und das Personal vor Ort verbleibt. Eine bisher unbekannte Situation für unsere Streitkräfte. Dieser deutsche Beitrag sei ein wesentlicher Teil einer glaubwürdigen Abschreckungsstrategie der NATO. Ebenso führte General Mais aus, wie wichtig die 100 Milliarden Euro Sondervermögen für die gesamte Bundeswehr sind und lies nicht unerwähnte, dass die Verteidigungsausgaben weiter erhöht werden müssen, um erfolgreich den Auftrag erfüllen zu können. „Wir müssen die Wahrheit auf den Tisch legen“, forderte der Inspekteur des Heeres. Mit dem Beispiel „Feuerwehr“ veranschaulichte er den Zuhörern die Notwendigkeiten von Ausrüstung, Kosten und Personal. Das Feuerwehrfahrzeug stehe vollständig aufgerüstet in einer Halle, das qualifizierte Personal sei kurzfristig einsatzbereit und abrufbar. Und wenn es klingeln würde, ginge es zum Einsatzort. Gleiches gelte auch für das Heer. Moderne Ausstattung und Fahrzeuge sowie gut ausgebildetes, motiviertes Personal müssten zur erfolgreichen Auftragserfüllung dauerhaft zur Verfügung stehen.
Nach seinem Vortrag beantwortete der Inspekteur des Heeres, zunächst im Gespräch mit Dr. Oliver Vogt, zahlreiche Fragen, um anschließend mit den Zuhörern zu diskutieren.
Beim Schwerpunkt Ausrüstung und Modernisierung wurde Mais dann noch einmal sehr deutlich: „Wir haben nach 25 Jahren eine Investitionswüste hinterlassen“, er sprach damit unter anderem die nicht vorhandene Flugabwehr im Heer sowie die unzureichende Bevorratung an Munition an. Ebenfalls ein großes Thema war der „Arbeitgeber“ Bundeswehr. Die Bundeswehr sei kein normaler Arbeitgeber, so Generalleutnant Mais, und sprach dabei einige Punkte an, die den Beruf „Soldat“ durch eine lange Abwesenheit von der Familie oder die Ausbildungsdauer eher unattraktiv machen. Auch Fragen zum deutsch-britischen Pionierbrückenbataillon 130 am Standort Minden, zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder aber zur psychosozialen Unterstützung der Soldaten blieben nicht unbeantwortet. Unter großem Applaus wurde der Inspekteur des Heeres vom Dr. Andreas Schulze verabschiedet. Dieser ließ es sich nicht nehmen, sich bei General Mais und Dr. Vogt mit einem aktuellen Buch der Stiftung zu bedanken.