„Der Wald ist Klimaschützer Nummer eins“
Die kahlen Stellen im Wiehengebirge sind unübersehbar, viele Bäume sind abgestorben. Was ist da der richtige Weg? „Fragt man 12 Förster, bekommt man 18 unterschiedliche Antworten“, bringt Peter Heidmeier das Problem auf den Punkt.
Er ist als Förster für den Forstbetriebsbezirk Lübbecke-Ost zuständig. Dazu zählt auch der südliche Teil des Wiehengebirges in Hüllhorst. Dort hat sich die heimische Landtagsabgeordnete Bianca Winkelmann mit ihm, Jürgen Rolfs (Leiter des Forstbetriebsbezirks Lübbecke-West und Preußisch Oldendorf) und Hüllhorsts Bürgermeister Michael Kasche zum Austausch über den Zustand des Waldes und die Hilfen des Landes unterhalten.
Bei einem Waldspaziergang zeigten die beiden Experten den interessierten Politikern die sogenannten Kalamitätsflächen im Gebirge: Weite Teile der Bäume sind durch Dürre, Stürme und vor allem durch den Borkenkäfer abgestorben. „Das beste Wetter ist es eigentlich, wenn es mal kälter und mal wärmer ist. Das macht dem Borkenkäfer schwer zu schaffen, weil er sich dann oft Pilzkrankheiten einfängt“, erklärte Peter Heidmeier und räumte mit dem Irrglauben auf, dass Kälte allein helfe. „Das macht dem Borkenkäfer nichts aus.“
Aufgrund des starken Waldsterbens nehme das Land hohe Summen in die Hand, weiß Bianca Winkelmann. 2020 und 2021 sind es allein rund 132 Millionen Euro. „Ein intakter Wald ist Klimaschützer Nummer eins. Wir wollen dem Morgen deshalb starke Wurzeln geben und haben zuletzt beispielsweise zusätzlich eine Klima- und Forstpauschale auf den Weg gebracht.“ Diese Mittel – im Falle des Kreises Minden-Lübbecke sind es rund 60.000 Euro – gehen als Zuweisung direkt an die Städte und Gemeinden und können in den Wald investiert werden.
Bürgermeister Michael Kasche erklärte, dass die Mittel in seiner Gemeinde dafür verwendet werden, um Wege im Wald intakt zu halten. „Wo wir zusätzlich zu Bund und Land unseren Beitrag für starke Wälder und Klimaschutz leisten können, leisten wir ihn auch gerne. Wenn wir dieser großen Aufgabe gerecht werden wollen, müssen wir vor der eigenen Haustür anfangen“, sagte der Verwaltungschef, der selbst als Klimabotschafter des Kreises Minden-Lübbecke aktiv ist.
Auch im Wiehengebirge wird aufgeforstet, was nicht immer ohne Probleme bleibt. Ein Beispiel ist Wildverbiss. „Ganze Waldbereiche einzuzäunen, kann keine Option sein“, so Peter Heidmeier. Weiteres Problem sei der Adlerfarn, der weite Teile bedecke und ein Wachsen der Bäume fast unmöglich mache.
Trotz Rekordförderungen des Landes zugunsten von Waldbauern und Aufforstung konnte Bianca Winkelmann die einzelnen Anregungen von Peter Heidmeier und Jürgen Rolfs sehr gut nachvollziehen. Ein Problem ist die Bürokratie. „Wir haben hier sehr kleine Strukturen“, unterstrich Jürgen Rolfs. „Wenn beispielsweise auf jeder geförderten Fläche vier Baumarten angepflanzt werden sollen, ist das bei Flächen einer Größe von 200 Quadratmetern sehr schwierig.“ Bianca Winkelmann setzt bei der Wiederbewaldung auf einen langen Prozess. „Forstwirtschaft muss man immer in Generationen denken. Das ist nicht in ein paar Jahren erledigt. Wir werden über Jahre investieren müssen und dabei immer auch auf Basis der Expertenmeinungen und neuer Erkenntnisse Anpassungen in den Richtlinien vornehmen müssen.“